Der Stühlinger Kirchplatz wird geprägt von der Herz-Jesu-Kirche, die der Architekt Max Meckel in Anlehnung an den Limburger Dom für den damals neuen Stadtteil entworfen hat. Sie wurde zwischen 1893 und 1897 erbaut. Der Platz ist seither das Zentrum des Stadtteils. Die Wiwili-Brücke oder Blaue Brücke, bereits 1885/86 ebenfalls nach Plänen von Max Meckel errichtet, führte über die damals neue Bahnstrecke von der Innenstadt direkt darauf zu. Über diese historische Brücke fuhren bis 1961 Straßenbahnen nach Haslach und bis 1996 Autos, bis sie auch für diese gesperrt wurde. Seither ist die Brücke eine wichtige Verbindung für Fußgänger*innen und Radler*innen in den Westen der Stadt.
Der Platz war von 1894 bis 1929 auch der Messplatz von Freiburg. Daran erinnert noch heute die Nostalgische Messe mit historischen Fahrgeschäften, die der Bürgerverein Stühlinger dort seit 1995 jährlich organisiert. Nach 1983 wurde mit dem Bau der Stadtbahnbrücke für die Tram Richtung Westen der Platz neu gestaltet, die quer darüber führende Klarastraße wurde unterbrochen. Es gibt zwei Spielplätze – für kleine und für größere Kinder – und zweimal wöchentlich findet dort ein Stadtteilmarkt statt. Auch zwei Schulen grenzen an den Platz an.
(Quelle für die historischen Daten: Wikipedia)
Die Situation auf dem Stühlinger Kirchplatz ist seit Jahren bedauerlicherweise unbefriedigend. Der Park wird von den Anwohner*innen gemieden und gilt für die Polizei neben dem Colombipark und dem Bermuda-Dreieck als einer von drei gefährlichen Orten in Freiburg (Interview mit dem scheidenden Polizeipräsidenten Franz Semling, BZ vom 4.11.2025). Als Kriminalitätshotspot wurde der Platz in der Badischen Zeitung und auch in deutschlandweiten Medien beschrieben.
Der Gemeinderat der Stadt Freiburg hat im Dezember 2024 einstimmig das „Sozio-kulturelle und integrative Gesamtkonzept für den Stühlinger Kirchplatz“ beschlossen. Ziel des Gesamtkonzepts ist es, den Stühlinger Kirchplatz als Herzstück und zentralen Treffpunkt im Stadtteil Stühlinger zu erhalten und in den nächsten Jahren weiterzuentwickeln, so dass er kein Angstraum oder Kriminalitätshotspot mehr ist.
Das Leitbild „Vielfalt, Miteinander, Respekt, Sicherheit“ bildet den Rahmen für das Gesamtkonzept.
Sozio-kulturelle und integrative Gesamtkonzept für den Stühlinger Kirchplatz (PDF)
Nach zwei Jahren sollen die Wirkungen des Konzepts überprüft werden, so dass die umgesetzten Maßnahmen zum städtischen Doppelhaushalt 2027/2028 durch Konkretisierungen und weitere Projekte ergänzt werden können. Das Team für Platzmanagement und Konfliktprävention der Stadt Freiburg organisiert die „Begleitwerkstatt Stühlinger Kirchplatz“. Dort können alle, die sich informieren und einbringen möchten, eingeladen werden. Kontakt für Interessierte: E-Mail an konfliktmanagement@freiburg.de oder telefonisch unter 0761/201-4892.
Im Jahr 2025 hat mit der Beseitigung der Büsche am Rand des Kirchplatzes, Neupflanzungen, neuen Sitzmöbeln, einem Zaun zum Schulhof der Hebelschule und neuen Tischtennisplatten auf dem Schulhof der Hansjakob-Realschule die Umgestaltung des Kirchplatzes begonnen. Das Ziel ist, den Drogenhandel und die Kriminalität zurückzudrängen und den Platz wieder zu einem „liebens- und lebenswerten Ort“ zu machen. Kultur-, Sport- und Spielprogramm und der Kulturkiosk des Vereins „Schwere(s)Los!“ sollen den Platz beleben. Angebote wie die der Straßensozialarbeit, des Vereins „New Heart Project“ oder des Vereins Capoeira bieten Platzbesuchern und -besucherinnen Gesprächs- und Hilfeangebote. Die Nachtmediatoren, der kommunale Ordnungsdienst, Polizeikontrollen und zusätzliche Beleuchtung sollen helfen, Nutzungskonflikte zu vermeiden und die Sicherheit und Nachtruhe wieder herzustellen. Veranstaltungen sollen so stattfinden, dass der Park geschont wird und der Ruheanspruch der Anwohner*innen sichergestellt wird.
Oberbürgermeister Martin Horn zeigte sich optimistisch, dass die Maßnahmen zu einer positiven Entwicklung führen. Er sagte aber auch: „Ohne Sicherheit ist die Umgestaltung nichts wert. Vielfalt, Belebung und Respekt funktionieren nur damit.“
Erfreulich sind die sichtbaren optischen Veränderungen auf dem Stühlinger Kirchplatz im Jahr 2025. Weiterhin bleibt die angespannte Situation besonders in den Nachtstunden im Fokus. Es bleibt zu hoffe, dass weiterhin Lösungen für die ungelösten Problemen – insbesondere der massiven Störungen der Nachtruhe und daraus entstehenden Belastungen für die Menschen im Stühlinger – entwickelt und umgesetzt werden.
Im Rahmen des Beteiligungshaushaltes 2025/2026 der Stadt Freiburg wurden zusätzliche Maßnahmen vor allem für die Nacht gefordert, um die Situation zu beruhigen und Lärm, Schmutz, Gewalt und Drogenhandel zurückzudrängen.
Die angeregten Veränderungen wie eine hellere Beleuchtung und die Standortverlagerung der Glascontainer, damit diese keinen „Schutzraum“ mehr für unerwünschte Aktivitäten bieten, sind noch nicht umgesetzt. Über eine Videoüberwachung wird noch diskutiert. Neben Argumenten für diese Maßnahme gibt es aber auch die Sorge, dass dadurch verstärkt ein Verdrängungseffekt in die benachbarten Straßen stattfinden könnte.




