Der Stühlinger

Kirchplatz
Kirchplatz – Foto Helmut Thoma

 

Der zentrumsnahe Freiburger Stadtteil Stühlinger ist mit etwa 16.000 Einwohnern einer der bevölkerungsreichsten und am dichtesten bebauten Stadtteile Freiburgs mit einem überdurchschnittlichen Anteil an Studenten und Ein-Personen-Haushalten (aber relativ wenigen Kindern und Senioren). Er gilt heute als junger, lebendiger und beliebter urbaner Stadtteil. Er ist begrenzt von den drei Bahnlinien: Bundesbahn (mit Hauptbahnhof), Breisacher Bahn und Güterbahn und im Süden durch die Dreisam.

Ab Mitte des 19. Jahrhunderts – nach dem Bau der Eisenbahnstrecke 1845 – entstand hinter dem Bahnhof zunächst eine Blockrandbebauung bis zur Eschholzstraße und insbesondere seit dem 2. Weltkrieg wurde der Stadtteil nach Westen erweitert. In den nächsten Jahren wird ein weiterer Schub erfolgen mit dem Bau von 1.000 Wohnungen im Gebiet Kleineschholz und der Sanierung und Erweiterung des Bereichs Metzgergrün.

Ein Wahrzeichen für den Stühlinger – benannt nach den „Herren von Stühlinger“ (Klettgau) – stellt die katholische Herz-Jesu-Kirche dar, die dank einer großzügigen Spende durch die Stifterin Amalie Gramm im Jahre 1896 fertiggestellt wurde (im Stil des Limburger Doms). Sie wird heute auch für große Konzerte benutzt und erscheint mit den beiden markanten Türmen auf unzähligen Fotos, häufig im Hintergrund der „Blauen Brücke“ (heute offiziell Wiwili-Brücke) und des Stühlinger Kirchplatzes. Letzterer ist ebenfalls identitätsstiftend für viele Stühlinger Bürger, die den Platz in ihrer Freizeit, zum Einkaufen auf dem Bauernmarkt und für viele Veranstaltungen (z. B. „Nostalgische Messe“) gerne nutzen.

Wiwili Brücke mit Straßenbahn
Die Straßenbahn fährt über die Stühlinger Brücke. Im Hintergrund die Herz-Jesu-Kirche. Archiv Bürgerverein Stühlinger e.V.

Die Beliebtheit des Stühlingers wird oft neben der bunten Bevölkerungsstruktur mit der guten Anbindung an den öffentlichen Verkehr und den kurzen Wegen zwischen Wohnen und Arbeiten begründet. Maßgebend dafür sind auch viele Geschäfte, Büros, Restaurants, Kneipen und Handwerksbetriebe (z. B. im „Gewerbehof“), die das Flair des Stühlingers mitbestimmen. Das als Kulturzentrum umgewidmete ursprüngliche E-Werk gilt heute als Heimat der Freiburger Kultur- und Kleinkunstszene und spricht Besucher aus einem weiten Einzugsgebiet an.

Wichtig für die Entwicklung des Stühlingers war nach 1870 die Ansiedlung vieler bedeutender Industriebetriebe. Daran erinnern heute u. A. der erhalten gebliebene Mälzturm der ehemaligen Löwenbrauerei (seit 1888) und der Lederlebrunnen der früheren Firma Lederle Pumpen. Zu erwähnen sind auch die seit 1872 im Stühlinger beheimatete, ehemals weltweit marktführende Automatik-Orgel- und Klavier-Fabrik M. Welte & Söhne, Lehenerstraße, die 1944 durch den Bombenangriff völlig zerstört wurde, und im südlichen Alt-Stühlinger die ebenfalls1872 gegründete, international bekannte Bau- und Betonfabrik Brenzinger & Cie.

Gartenschlach
Der Gartenschlauch von Claes Oldenburg im Eschholzpark. Foto: Daniela Ullrich

Der Wegzug oder die Schließung früherer Betriebe ermöglichte vielfach den Bau zusätzlicher Wohnungen und an Stelle von Industriebetrieben sind heute große überörtliche öffentliche Einrichtungen im westlichen Teil des Stühlingers von Bedeutung: So. z. B. der vielfältige Komplex der Universitätskliniken (größter Freiburger Arbeitgeber), die Agentur für Arbeit sowie verschiedenste Schulen und das Berufsschulzentrum hinter dem großen Eschholzpark (mit „Gartenschlauch“-Skulptur von Claes Oldenburg).

Dazu kam nun ein weiteres Stadtteil-Wahrzeichen mit dem neuen, architektonisch markanten, zentralen „Rathaus im Stühlinger“ an der Fehrenbachallee, das 2017 mit einem ersten großen Ovalbau bezogen wurde und welt-weit das erste öffentliche „Netto-Plusenergiegebäude“ ist. Und auch mit diesem Projekt rückte der Stadtteil Stühlinger stärker in den Fokus und gefühlt auch näher an das Zentrum der Stadt.

Stand 17.2.2020 RSä

Rathaus im Stühlinger / ©Joergens.mi/Wikipedia